Zu kalt oder zu warm, zu nass oder zu trocken und dann auch noch zu windig – Landwirte sind vom Wetter abhängig und müssen sich damit arrangieren. Aber was die Getreide- und Raps- anbauer derzeit ertragen müssen, geht weit darüber hinaus. Erntereif stehen die Pflanzen auf dem Acker, trotzdem bleibt der Mähdrescher in der Scheune und die Landwirte schauen sprachlos in den grauen Himmel, aus dem es seit Tagen ergiebig regnet. Erste Ernteversuche mussten im Kreis Stade abgebrochen werden.
Im Frühsommer hingegen, als Raps und Getreide jeden Tropfen Regen dringend zur Ertrags-bildung benötigt hätten, war es deutlich zu trocken und die Erwartungen an die Erntemenge ohnehin schon verhalten, schreibt der Landvolk-Pressedienst. Die Gerste ist weitgehend abgeerntet, aber der Dauerregen wird seine Spuren in Weizen, Roggen, Raps oder Triticale
hinterlassen. Die Pflanzen verlieren durch die Nässe ihre Standfestigkeit und knicken wegen der schweren Ähren ab. Aus dem Raps fallen die Samen.
In dem sogenannten Lagergetreide hält sich die Feuchtigkeit noch länger als im stehenden Bestand. Zudem ändern sich die Backeigenschaften des Brotgetreides, da bei Feuchtigkeit das Enzym Alpha-Amylase in den Körnern gebildet wird. Der Landhandel misst die Backeigen-schaften in Roggen und Weizen anhand der Fallzahl.
Bevor die Mähdrescher nach der Regenperiode wieder starten können, müssen nicht nur die Körner trocken sein. Die Böden sind wassergesättigt und je nach Beschaffenheit tagelang nicht befahrbar.
Mit der Rapsernte, die normalerweise vor der Weizenernte erledigt wird, sind viele Landwirte vor dem Regen nicht mehr fertig geworden. Pflanzen und Schoten verfärben sich langsam grau. Die größte Gefahr im reifen Raps ist der Verlust der Samen durch aufplatzende Schoten. Sind diese durch Regen und Sonne bereits mürbe geworden, können die Samen schon durch die Erschütterungen bei der Ernte ausfallen. Nach dem Ende des Regens müssen die Landwirte sich in diesem Jahr entscheiden, ob sie zuerst den Raps dreschen, damit nicht der Ertrag nicht verloren geht, oder ob sie mit dem Weizen beginnen, bevor sich die Qualität weiter ver-schlechtert. (LPD)